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1955 bis 1967

Die Klinik unter der Leitung von Friedrich Panse

verschiedene Bilder von Baustellen auf dem Gelände
Wiederaufbau der Rheinischen Kliniken Düsseldorf nach Kriegsende
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1955 bis 1967

Die schlechte Bausubstanz und der wachsende Raumbedarf forderten grundlegende Lösungen. Der Leitende Arzt, Prof. Dr. Friedrich Panse, ging dies in enger Zusammenarbeit mit dem Leiter der Hochbauabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Petermeise, an. In die Planungen flossen die Erfahrungen Panses aus seinen Reisen nach den USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien und den skandinavischen Ländern ein.

Die umfangreichen Neu- und Umbauten schufen nicht nur mehr Platz, sondern ermöglichten auch modernere Behandlungsmethoden. Dies zeigt sich an Haus 3. Hier waren alte Frauen untergebracht und Panse bezeichnete den Zustand als "veritables Vorzimmer des Todes". Nach der Umgestaltung sollten die Frauen jetzt statt der ständigen Bettruhe den Tag aktiv außerhalb des Bettes verbringen.

Besondere Bedeutung ist dem Bau der Aufnahmeklinik beizumessen, der ersten in der Bundesrepublik Deutschland. Sie diente der Aufnahme und Intensivbehandlung von Kranken mit kurzer Verweildauer. Neu war in der Aufnahmeklinik auch das "Panoptische System" im Erdgeschoss, in dem besonders überwachungsbedürftige Patientinnen und Patienten untergebracht wurden: Auf halbhohe Wände oder Schränke wurden Glasscheiben gesetzt. In den Trennwänden zwischen den Kojen wurden durchgehende Sichtfenster eingebaut. Die Pfleger*innen hatten so eine permanente Sicht auf die Kranken. Letzteres schränkte allerdings die Intimsphäre ein. Aus diesem Grund setzte sich das Panoptische System in der Klinik nicht durch.

Historisches Dokument zur Personalwerbung
Personalwerbemaßnahme im Jahr 1962
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Personalmangel

Arbeitszeitverkürzungen und die steigenden Patientenzahlen verschärften den Personalmangel. Wie dramatisch die Situation war, zeigte sich 1962: Eine freigewordene Station konnte trotz Überbelegung in der Anstalt nicht bezogen werden, da keine Pfleger*innen zur Verfügung standen. Händeringend wurde neues Personal gesucht, auch mit so ungewöhnlichen Mitteln wie einer Flugblattaktion. Ende der 60er Jahre warb die Klinik auch Krankenschwestern aus Großbritannien, Indien und Südkorea an.

Es verwundert nicht, dass die Gleichstellung der psychiatrischen mit der allgemeinen Krankenpflege in die Zeit des Personalmangels fiel: 1957 wurde das "Gesetz über die Ausübung des Berufs der Krankenschwester, des Krankenpflegers und der Kinderkrankenschwester" verabschiedet. Es sah eine lange Übergangszeit vor. Ältere Pflegekräfte konnten ohne Prüfung die staatliche Anerkennung erlangen, wenn sie mindestens zehn Jahre in der Psychiatrie tätig waren und das vormals geforderte "Hausexamen" bestanden hatten. Damit wurde eine Abwertung der altbewährten Pfleger*innen gegenüber den neuen vermieden.

Die Auswirkungen der Psychopharmaka

Bis 1950 behandelten Mediziner ihre Patient*innen vor allem mit so genannten Schockmethoden. Elektrische Reize, Medikamente oder ein künstlich erzeugtes Fieber lösten den Schock aus. Die so verursachten schweren körperlichen Erschütterungen sollten die seelische Störung günstig beeinflussen. Medikamente spielten bei der Behandlung nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dies änderte sich 1952. In einem französischen Militärkrankenhaus wurde entdeckt, dass Chlorpromazin die manische Unruhe von Patient*innen milderte, ohne sie in Schlaf zu versetzen. Es zeigte sich, dass auch andere Mittel diese Unruhe und Erregung dämpfen konnten. Diese Entdeckung löste intensive Forschungen aus. Weltweit interessierten sich wissenschaftliche Einrichtungen und Arzneimittelproduzenten für die Entwicklung neuer Medikamente für die Psychiatrie.

In Grafenberg wurde Chlorpromazin erstmals im Juli 1953 verordnet. Die Anwendung war für die Kranken zumindest in der Anfangszeit mit erheblichen Strapazen verbunden. Bekamen die Patient*innen hohe Dosen, mussten sie sogar künstlich ernährt werden. Die Bewegungsmöglichkeiten waren oft stark eingeschränkt und viele Kranke klagten über innere Leere und Niedergeschlagenheit, wenn die psychotische Unruhe nachließ. Ernüchternd war, dass viele Kranke wieder angespannt und erregt waren, wenn sie die Medikamente absetzten.

Die Medikamente veränderten die Psychiatrie trotz Mängeln und Kritik in allen Bereichen. Jetzt war es möglich die Erkrankten mit psychosozialen Hilfen oder Psychotherapie zu behandeln.

Ein Mann im Arztkittel mit Brille
Friedrich Panse (1899-1973)

Friedrich Panse - eine Nachkriegskarriere

Als Friedrich Panse 1967 in den Ruhestand trat, endete eine bemerkenswerte, aber für das Nachkriegsdeutschland nicht untypische Karriere.

Panse wurde am 16. März 1899 in Essen geboren. Er studierte in Münster und Berlin Medizin. 1923 legte er sein erstes Staatsexamen ab und promovierte ein Jahr später. Seinen beruflichen Werdegang begann Panse in den Wittenauer Heilstätten in Berlin. Nach seiner Habilitation wurde er 1936 ärztlicher Leiter des Rheinischen Provinzial-Instituts für neurologisch-psychiatrische Erbforschung in Bonn. Hier widmete er sich der Erforschung der Chorea Huntington. 1942 wurde Panse, den Rassenhygieniker wie Verschuer und Lenz schätzten und protegierten, zum außerordentlichen Professor ernannt.

Während des Zweiten Weltkrieges beschränkte sich Panse nicht auf seine Tätigkeit als Sanitätsoffizier und Wehrmachtspsychiater. Er war auch als Gutachter an der "T-4-Aktion" beteiligt. In nachweislich 15 Fällen haben Panses Gutachten dazu geführt, dass die Beurteilten in eine der Tötungsanstalten verlegt wurden. Panse wusste, wozu die Fragebögen dienten, denn er hatte im April 1940 an einer Geheimsitzung zur Umsetzung der Krankenmordaktion in Berlin teilgenommen. In seiner Stellungnahme "Die Deutsche Psychiatrie und die Euthanasie", die auf den 29. Oktober 1946 datiert ist, verkehrte er die Verantwortlichkeit für die Ermordung von Psychiatriepatient*innen: Nur wer Kenntnis von der Aktion hatte, konnte den Kranken helfen.

Das Gericht sprach Panse frei. Nachdem auch das Revisionsverfahren zu keiner anderen Einschätzung kam, stand letztlich Panses beruflicher Rehabilitation nichts mehr im Wege. Die Landesregierung verweigerte zwar die Wiedereinstellung, musste sich aber in einem Gerichtsverfahren beugen. Panse wurde 1950 Leiter der Rheinischen Landesklinik für Hirnverletzte in Langenberg. Der erste Schritt in die Nachkriegskarriere war getan.

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