Besonderheiten der stationären Psychotherapie
Besonderheiten der stationären Psychotherapie
Psychotherapie im Krankenhaus unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der ambulanten Psychotherapie, sie bietet Möglichkeiten, die in der ambulanten Versorgung in der Regel nicht realisierbar sind.
Vor allem ist Psychotherapie im Krankenhaus multimethodal und integrativ. Das bedeutet folgendes: Während es in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung bis heute nur möglich ist, im jeweiligen Behandlungsfall ein einziges psychotherapeutisches Verfahren zum Einsatz zu bringen (z.B. analytisch orientierte oder Verhaltenstherapie), werden bei Psychotherapie im Krankenhaus immer eine Vielzahl von psychotherapeutischen Methoden gleichzeitig zur Anwendung gebracht.
Psychotherapie im Krankenhaus unterscheidet sich von ambulanter Psychotherapie weiterhin durch die sehr viel höhere Intensität, also die sehr viel höhere Dosis psychotherapeutischer Verfahren. In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Düsseldorf umfasst das therapeutische Programm angepasst an die Problematik der Patient*innen in der Regel
- 3 x 50 Minuten Gruppentherapie
- 3 x 25 Minuten Einzeltherapie
- 2-3 Stunden Entspannungsverfahren
- körperzentrierte Psychotherapie
- Gestaltungs- oder Ergotherapie
- Musiktherapie
- sozialtherapeutische Gruppen
- Skills-Training
- Imaginationsgruppen
- Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation
- Patientenschulungen
- gemeinsame Projektarbeit
- Gymnastik und Sport u.a.m.
- Bezugspflege (wöchentliche Gespräche)
Zusätzlich erfolgt eine intensive ärztliche Betreuung und Leitung der Behandlung mit täglichen Visiten, bei denen psychotherapeutische und medizinische Fragen besprochen werden. Eine intensive pflegerische Betreuung durch das speziell geschulte Pflegepersonal vervollständigt den Behandlungsrahmen.
Die größere Intensität der Behandlung, die Vielfalt der Therapiemöglichkeiten sowie die engmaschige ärztliche Behandlungsführung unterscheidet die psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung im Krankenhaus auch von der Therapie im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme ("Kur").
Störungsspezifische Angebote
Neben der allgemeinen multimodalen psychotherapeutischen Behandlung benötigen einige psychische Erkrankungen, eine stärker auf die spezifischen Eigenheiten der Erkrankung abgestimmte Behandlung. Wir bieten eine stärker störungsorientierte Behandlung in eigenen Settings für Patient*innen mit Essstörungen, somatoformen Störungen und Traumafolgestörungen bzw. posttraumatischen Belastungsstörungen an.
Durch ein hochprofessionelles Behandlungsteam erhalten Patient*innen mit Essstörungen (Anorexia nervos, Bulimia nervosa, Binge eating Störung), ein spezielles Behandlungsangebot auf der Station Victor von Weizäcker / 19A. Dort stehen sechs Behandlungsplätze für sie bereit. Das Behandlungskonzept ist in seinen Grundzügen psychodynamisch orientiert und enthält systemische, körpertherapeutische als auch verhaltensbezogene Elemente (Gewichtsvertrag, Esstagebuchgruppe, Essbegleitung und essstörungsspezifische Oberärztinvisite). Anfänglich wird der Blick stärker auf die Symptomatik fokussiert, während mit zunehmender Gewichtsrehabilitation psychodynamische Aspekte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Angehörige und Familien sind insbesondere bei jüngeren Patient*innen von Beginn an regelmäßig mit in die Behandlung einbezogen.
Auf der Station Werner Schwidder / 19B stehen sechs Behandlungsplätze für die qualifizierte Behandlung von somatoformen Störungen bereit. Das sind Störungen wie z.B. körperlich nicht erklärbare Herz- und Darmbeschwerden, oder chronische Schmerzsyndrome. Patient*innen erhalten eine intensive psychosomatische Diagnostik und Behandlung, die sich an ihrer individuellen körperlichen und seelischen Situation orientiert. Neben der Sichtung und Ergänzung der organmedizinischen Befunde umfasst das Angebot eine psychotherapeutische Behandlung auf der psychodynamischen Grundlage unter Einbeziehung körpertherapeutischer und verhaltenstherapeutischer Methoden, sowie psychosomatischer Schmerztherapie.
Auf beiden Stationen bieten wir für Patient*innen mit Traumafolgestörungen bzw. posttraumatischen Belastungsstörungen multimodale traumatherapeutische Behandlung an. Hierbei kommen spezifische Methoden (Imagination und EMDR) zum Einsatz.
Eine stationäre Psychotherapie ist angezeigt bei speziellen Störungen, deren Behandlung zu bestimmten Zeitpunkten nicht ambulant durchgeführt werden kann,
- weil sie ein multimodales Behandlungsangebot benötigen,
- weil sie chronifiziert sind oder
- weil eine kontinuierliche ärztlich-psychotherapeutische Betreuung benötigen
- in somatischen oder psychosozialen Krisensituationen (Zuspitzung der Symptomatik bei Angst-, Depressions- und psychosomatischen Störungen)
- bei der Notwendigkeit der Distanzierung von der belastenden Umgebung (Arbeit, Familie etc.)
- zur Einleitung einer ambulanten Psychotherapie
- bei fehlender Krankheitseinsicht und Motivation
- als Intervalltherapie oder zur Begutachtung